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Philippinen Rosmary

Wasser, das wie Feuer brennt

Es wohnt gleich gegenüber unserer Kindertagesstätte in Manila. Wir erschrecken bei seinem Näherkommen: Die Haut des Mädchens ist verbrannt und eitrig – und es erbricht Maden.

Die Smokey Mountains, ein Slum auf einem Müllberg in Manila, ist ein hartes Pflaster. Die Leute hier sind durch den täglichen Überlebenskampf gegenüber der Not anderer abgestumpft.

Verbrannt und weggeworfen
Ich besuche unsere Projekte auf den Philippinen. In ein Gespräch über die Kindertagesstätte vertieft, nehme ich nur beiläufig Notiz von dem kleinen Mädchen, das sich uns nähert. Kinder gibt es in Manila wie Sand am Meer, und Ausländer sind beliebte Anlaufstellen zum Betteln. Jetzt steht das Mädchen vor uns, und wir sind sprachlos vor Entsetzen: Ein Großteil seiner Haut ist verbrannt, verschorft und eitrig. Dann übergibt sich die 4-Jährige; im Erbrochenen schwimmen Maden.

Wir finden die Eltern von Rosmary in einer der Hütten gegenüber der Kindertagesstätte. Der Vater ist betrunken, die Mutter mit ihren sieben Kindern am Rand der Erschöpfung. Sie lehnen unser Drängen, Rosmary sofort behandeln zu lassen ab: »Die ist selber schuld. Warum muss sie sich beim Wasser kochen so ungeschickt anstellen?« »Die hat es nicht anders verdient«, meint der Vater gleichgültig. Die Mutter schreckt vor den Kosten zurück, die ihr das Kind nicht wert sind. Die Diskussion wird hitzig. Dann kontaktieren wir eine Sozialarbeiterin und unseren Anwalt. Schließlich geben die Eltern nach, schmeißen uns das Kind wie Dreck vor die Füße: »Nehmt es! Aber bringt es ja nicht wieder zurück. Wir haben sowieso keine Zeit für sie.«

Notoperation
Jetzt ist rasches Handeln gefragt, denn Rosmays Verfassung ist äußerst kritisch. Während der Notoperation im Krankenhaus wird das infizierte Gewebe entfernt. »Sie hätte nur noch wenige Tage überlebt«, meint der behandelnde Arzt. Die Kleine ist hart im Nehmen; die Wunden verheilen gut, das Antibiotikum schlägt an. Und eine Wurmkur setzt dem Erbrechen von Maden ein Ende.

Nach sieben Tagen darf Rosmary das Krankenhaus verlassen. Wir bringen sie in unser Kinderheim »House of Hope«. Die Verhältnisse hier sind eng, doch Rosmary fühlt sich wohl, blüht auf. Noch in diesem Jahr wird die Kleine umziehen – ins »House of Hope II«. Dieses Haus, derzeit noch im Bau, ist speziell für Kleinkinder wie Rosmary konzipiert. Hier werden sie in einem liebevollen und sicheren Umfeld aufwachsen können. Gern dürfen Sie uns für den Bau des Gebäudes finanziell unterstützen. Sie geben dadurch Kindern wie Rosmary – überzählig, verachtet und weggeworfen – Hoffnung und eine Chance für die Zukunft.